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Den ganzen Tag smart?

“Wozu nutzen Sie Ihr Smartphone?” (Außer, um zu telefonieren)

Ein unwiderstehlich großes Angebot an praktischen, unterhaltsamen, hilfreichen Funktionen lässt uns viele Male täglich zum Smartphone greifen. Die Geräte sind im Zentrum unseres Alltags. Immer eingeschaltet, immer erreichbar

Komfortabel und Easy

Es ist so angenehm. Bequem. Komfortabel. “It’s so convenient!” hat meine Englischtrainerin Nayeem diesen Sommer gesagt. Wir haben uns eine Stunde lang über Smartphones unterhalten und wie wir sie verwenden. Was sie alles können. Was sie uns alles abnehmen. Wie viel Zeit wir damit sparen. Toll.

In unseren Smartphones steckt eine Menge schlauer Funktionen, die wir mögen. Und von denen wir uns Erleichterung, Unterhaltung, Ablenkung, schnelle Lösungen erhoffen. Die wir auch dringend brauchen. Oder? Darum verwenden wir sie ja. Und daran haben wir uns gewöhnt. 

Mit gutem Beispiel

In meiner letzten Befragung im September haben Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel mehrheitlich angegeben, dass es schwierig ist, ein gutes Vorbild für die Kinder und Jugendlichen zu sein (z.B. für das Einhalten der Handyzeit).

Warum ist das schwierig? Sie nutzen Ihr Smartphone ja nicht 24/7, oder? Oder vielleicht doch? “Wozu nutzen Sie Ihr Smartphone?“, wollte ich daher wissen und habe eine Liste mit 28 Tätigkeiten erstellt, von denen ich weiß, dass man das Smartphone dafür nutzen kann. Und einige, die ich auch selbst täglich, mehrmals pro Woche oder zumindest manchmal verwende. 

Innerhalb des letzten Monats haben 92 Erwachsene, die Smartphones nutzen, diese Frage beantwortet. (Vielen Dank dafür!) Und so sehen die Ergebnisse aus: 

Der Tag beginnt smart?

Smartphones sind allgegenwärtig. Sie ersetzen Schritt für Schritt alle ursprünglich analogen Tätigkeiten und Hilfsmittel im Alltag. 84% der Befragten verwenden das Smartphone als Wecker. Das heißt, sie schlafen mit dem Smartphone am Nachttisch oder zumindest im Schlafzimmer. Das heißt auch, der erste Kontakt in der Früh ist vermutlich mit dem Smartphone. Es begleitet sie vom Aufstehen bis zum Zubettgehen. Von ganz früh in der Früh (Wecker) bis kurz vor dem Einschlafen (noch kurz Nachrichten checken, Kalender, Wetter für morgen, Videos, Chats, Kindle-App, Podcasts, Erinnerungen..)

Mehr als 60% der Befragten nutzen zumindest 11 zusätzliche Funktionen ihres Smartphones täglich oder mehrmals wöchentlich: Musik oder Videos streamen (63%), Emails beantworten (69%), Kalender (70%), als Uhr (74%), für den Wetterbericht (75%), zum Nachrichten lesen (77%), um Social Media Netzwerke zu verwenden (81%), Fotografieren und Filmen (84%), als Wecker (84%), Emails lesen (89%) und Kurznachrichten schreiben (96%). Zu diesen Funktionen gibt es 10 weitere, die von immerhin noch  20-40% der Befragten täglich oder mehrmals wöchentlich genutzt werden.**

Im freien Antwortfeld haben die Teilnehmer:innen meine Liste noch verlängert. 15 Aktivitäten sind noch dazugekommen: Spielen, Schul-Apps verwenden, Medikamenten-Erinnerung, Podcasts, Zeitvertreib in Foren, Online Shopping, Kindle App, Mind Games, Zerstreuung durch Games und Videos, Rezepte, Sudoku, Second Screen beim Fernsehen, Podcast hören, an Umfragen teilnehmen, Preise vergleichen. Das macht 43 Aktivitäten und Funktionen. 

Ja und?

“Ja OK, dann verwende ich mein Smartphone eben statt einer Armbanduhr. Es zeigt mir auch die Zeit an. Das ist ja praktisch das Gleiche.”
Nein.
Wenn du auf die Uhr siehst, ist deine Aufmerksamkeit für einen Moment auf der Uhr, du holst dir die Information “Uhrzeit” und bist gedanklich gleich wieder an dem Punkt, an dem du gerade warst.
Wenn du stattdessen dein Smartphone nimmst, den Bildschirm aktivierst oder entsperrst, befindest du dich in einer Benutzeroberfläche, die dir gleichzeitig mitteilt: Uhrzeit, entgangene Anrufe, Erinnerungen, bevorstehende Termine, neue Nachrichten aus Messenger, WhatsApp oder Signal, neue Emails, Push-Nachrichten von der Nachrichtenseite, eventuell noch Notifications von Insta oder Duolingo erinnert dich, dass du schon seit 3 Tagen deine 20-Minuten-Spanisch-Einheit übersprungen hast. Du hörst nur schnell die Sprachnachricht von deiner Kollegin ab, könnte ja wichtig sein. Ah, das Paket ist unterwegs, wird ja auch Zeit! Nach 10 Minuten im Insta-Feed steckst du das Handy wieder ein. Wie spät es ist, hast du schon wieder vergessen. Warte, ich schau nur kurz auf’s Handy.. 

Ich schau nur kurz nach

Es geht so schnell, es ist so einfach zu bedienen. Jede Antwort auf jede Frage, es ist nicht weit. Immer dabei, immer in Griffweite oder am Körper. 

Mich nervt das, und ich merke, dass es mich passiv und unaufmerksam macht. Und es stresst. Das dauernde Nachsehen und Herumwischen macht mich rastlos. 

Dann weg damit.

Ich lege mein Handy seit einiger Zeit am Abend ab 18:00 Uhr oder 19:00 Uhr in die Küche neben den Toaster. Ich habe mir wieder einen Radiowecker zugelegt. Am Abend entscheide ich selbst, wann ich erreichbar bin. In der Früh gehe ich zuerst raus, statt zum Handy. Wenn ich in einer Pause eine Runde im Wald drehe, lasse ich das Handy zuhause. Aber ganz ohne?

Nicht einmal ein Drittel der Österreicher:innen könnte sich ein Leben ohne Handy vorstellen. Dafür geben rund 43 Prozent bei einer Umfrage aus dem Jahr 2022 an, schon einmal eine Textnachricht verfasst zu haben, während sie selbst hinter dem Steuer beim Autofahren saßen.***

Matthias P. hat mir zu diesem Thema auf LinkedIn geantwortet:

Ich hab mir vor ein paar Monaten ein Tastenhandy ohne Internet Zugang gekauft. Ein Smartphone besitze ich, ist jetzt aber ein Tool statt ständiger Wegbegleiter. Die allermeisten Apps habe ich gelöscht 😅
Aber Ja, Smartphones sind ein funktionierendes Mittel, um Menschen von Dingen abhängig zu machen.

Matthias P. ViA Linkedin

Was war dein Auslöser, habe ich ihn gefragt.

Auslöser war, dass ich bemerkt habe, wie ich immer öfter völlig sinnlos dieselben 4-5 Apps geöffnet habe. Teilweise zb die Mails am Handy gecheckt habe, obwohl vor mir der Laptop offen war. Da hab ich mir gedacht: ich muss aufhören damit 😅

Matthias P. Via Linkedin

Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Was macht ihr, um Abstand zwischen euch und eure Smartphones zu bringen? Oder lebt ihr „je smarter desto besser“? Schreib mir eure Erfahrungen an hallo@smartphonecoach.org

Neue Blog-Artikel per Email erhalten:

*Keine wissenschaftliche Studie, versendet im persönlichen Umfeld an Kolleg:innen, Bekannte, Freund:innen, Familie und geteilt in sozialen Netzwerken. 

**20-40% der Befragten nutzen ihr Smartphone täglich oder mehrmals wöchentlich als Timer, Taschenrechner, Übersetzungstool, für Gesundheitsapps, als Notizbuch, Einkaufsliste, Taschenlampe, zur Navigation, um Öffnungszeiten nachzusehen und für Online Banking.

*** Quelle: de.statista.com (21.10.22): https://de.statista.com/themen/3654/smartphone-nutzung-in-oesterreich/#dossierKeyfigures 

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/315880/umfrage/versand-mobiler-nachrichten-waehrend-des-autofahrens-in-oesterreich/

Befragung: Wozu nutzen Sie Ihr Smartphone?
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