Oberste US-Gesundheitsbehörde warnt vor sozialen Netzwerken. Neue Studie im Auftrag der französischen Regierung empfiehlt: Smartphones nicht vor 13 Jahren, keine Social Media-Nutzung für unter 18-Jährige.
Neue französische Studie: Kinder sollten keine Smartphones nutzen, bis sie 13 Jahre alt sind
„Wann sollten Kinder ihr erstes Smartphone bekommen?
Nicht bevor sie im Teenager-Alter sind, so eine Studie aus Frankreich. Soziale Netzwerke sollte demnach sogar erst ab 18 Jahren zugänglich sein.
Das Smartphone ist heute allgegenwärtig. Egal ob das Buchen einer Reise, der Anruf bei Verwandten oder der Schnappschuss im Alltag – ohne geht es nicht. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um Kindern an die digitale Welt heranzuführen?
Viele Eltern hadern mit der Entscheidung, wann sie ihren Sprösslingen das erste Handy überlassen. Den vielen Vorteilen stehen schließlich auch nicht ganz unbedeutende Gefahren im Internet gegenüber.
Um eine klare Antwort zu erhalten, hat die französische Regierung unter Präsident Emmanuel Macron in den vergangenen Monaten eine Studie in Auftrag gegeben, die Klarheit in die Frage bringen soll, ab wann Kinder ein eigenes Smartphone benutzen sollten.
Die Ergebnisse sind überraschend: Die Autoren der Untersuchung plädieren dafür, Kinder bis zu einem Alter von 13 Jahren gänzlich ohne IPhone und Co. zu erziehen. Die Nutzung von Social Media sollte sogar erst ab 18 Jahren gestattet sein.“
Quelle: Stern.de „Kinder sollten laut Studie kein Smartphone nutzen, bis sie 13 Jahre alt sind“
„Stop children using smartphones until they are 13, says french report – Weiter zum Artikel von The Guardian
Leiter der obersten US-Gesundheitsbehörde fordert Warnhinweise für die Nutzung von sozialen Netzwerken
Dr. Vivek Murthy sagt, er werde den Kongress dazu auffordern, eine Warnung vorzuschreiben, dass die Nutzung sozialer Medien der psychischen Gesundheit von Teenagern schaden könne.
Weiters führt er aus, dass Warnhinweise, wie sie auf Tabak- und Alkoholprodukten zu finden sind, eines der wirksamsten Mittel sind, die dem obersten Gesundheitsbeamten des Landes zur Verfügung stehen.
One of the most important lessons I learned in medical school was that in an emergency, you don’t have the luxury to wait for perfect information. You assess the available facts, you use your best judgment, and you act quickly.
The mental health crisis among young people is an emergency — and social media has emerged as an important contributor. Adolescents who spend more than three hours a day on social media face double the risk of anxiety and depression symptoms, and the average daily use in this age group, as of the summer of 2023, was 4.8 hours. Additionally, nearly half of adolescents say social media makes them feel worse about their bodies.
Dr. Vivek H. Murthy, US-Surgeon General, 16.6.2024 https://www.nytimes.com/2024/06/17/opinion/social-media-health-warning.html
Übersetzung:
„Eine der wichtigsten Lektionen, die ich im Medizinstudium gelernt habe, war, dass man sich im Notfall nicht den Luxus leisten kann, auf perfekte Informationen zu warten. Sie beurteilen die verfügbaren Fakten, nutzen Ihr bestes Urteilsvermögen und handeln schnell.
Die psychische Krise junger Menschen ist ein Notfall – und soziale Medien haben sich als wichtiger Faktor erwiesen. Jugendliche, die mehr als drei Stunden am Tag in sozialen Medien verbringen, sind einem doppelt so hohen Risiko ausgesetzt, Angst- und Depressionssymptome zu entwickeln, und die durchschnittliche tägliche Nutzung in dieser Altersgruppe lag im Sommer 2023 bei 4,8 Stunden. Darüber hinaus gibt fast die Hälfte der Jugendlichen an, dass soziale Medien dazu führen, dass sie sich in Bezug auf ihren Körper schlechter fühlen.“
Depressionen, Angstzustände, Panikattacken, Essstörungen, Selbstverletzung – mehrere Studien zeigen Einfluss auf die psychische Gesundheit
Die Studien, auf die sich der Leiter der US-Gesundheitsbehörde beruft sind nicht neu. Und auch die Ergebnisse der französischen Forscher:innen überraschen nicht.
In den vergangenen Jahren belegen bereits zahlreiche Studien den negativen Einfluss von sozialen Netzwerken wie TikTok, Instagram und Facebook auf die psychische Gesundheit, das Wohlbefinden und die Selbstwahrnehmung bzw. das eigene Körperbild von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Die folgenden Studien bieten einen Überblick, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Interne Studie von Facebook: „Instagram schadet der psychischen Gesundheit von Jugendlichen und kann depressive Zustände verstärken“
2021 berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf einen Facebook-Whistleblower, das Unternehmen hätte bereits 2019 Erkenntnisse dazu gehabt, welche negativen Auswirkungen das Netzwerk auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen hat.
Die Ergebnisse der internen Untersuchung wurden angeblich heruntergespielt:
Facebook Knows Instagram Is Toxic for Teen Girls, Company Documents Show. Its own in-depth research shows a significant teen mental-health issue that Facebook plays down in public.
THE WALL STREET JOURNAL, 14.9. 2021 https://www.wsj.com/articles/facebook-knows-instagram-is-toxic-for-teen-girls-company-documents-show-11631620739
Link zum Artikel im Wall Street Journal (Paywall)
„Intensive Nutzung von sozialen Medien kann Depressionen auslösen“
Eine neuere Studie der Universität Arkansas (2022) kommt zu dem Ergebnis, dass die intensive Nutzung von sozialen Medien Depressionen auslösen kann, und das unabhängig von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Für diese Studie wurden 1.000 junge Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren befragt.
Die Autoren weisen darauf hin, dass problematische soziale Vergleiche negative Gefühle gegenüber sich selbst und anderen verstärken können, was erklären könnte, wie das Risiko einer Depression mit zunehmender Nutzung sozialer Medien steigt.
Auch die Beschäftigung mit negativen Inhalten kann diese Gefühle verstärken. Und schließlich reduziert die stärkere Nutzung sozialer Medien die Möglichkeiten für persönliche Interaktionen und Aktivitäten im eigenen Leben.
Link zur Studie und zum Artikel der Universität Arkansas
Zur Erinnerung: Algorithmen in sozialen Medien verstärken stark positive oder stark negative Gefühle. Jugendliche, die schon depressive Stimmungen haben, selbst Inhalte mit passenden Hashtags erzeugen und sich solche Inhalte selbst ansehen, bekommen vom Netzwerk verstärkt solche Inhalte ausgespielt.
Britische Studie (2017): Angst und Depressionen bei Jugendlichen in den letzten 25 Jahren um 70% gestiegen
Die Untersuchungen der Royal Society for Public Health deuten darauf hin, dass junge Menschen, die Social Media intensiv nutzen (mehr als zwei Stunden pro Tag in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram), über eine schlechte psychische Gesundheit berichten. Einschließlich hoher psychischer Belastung mit Symptomen wie Angst und Depression.
Ständig Freunde im Urlaub zu sehen oder Bilder von Freunden, die Spaß haben, kann bei jungen Menschen das Gefühl auslösen, etwas zu verpassen, während andere das Leben genießen. Diese Gefühle können negative Vergleiche und Selbstzweifel fördern.
Sie sehen stark mit Photoshop bearbeitete Bilder oder inszenierte Fotografien und Videos, und vergleichen sie mit ihrem scheinbar banalen, langweiligen Leben. Die Ergebnisse einer kleinen Studie, die von Anxiety UK in Auftrag gegeben wurde, unterstützten diese Ergebnisse und fand Beweise dafür, dass soziale Medien Angst und zunehmende Gefühle der Unzulänglichkeit fördern.
Bestimmte psychische Erkrankungen, die im Zusammenhang damit diagnostiziert werden, sind z. B. Angststörungen, Panik-Attacken, soziale Angststörungen oder auch Zwangsstörungen.
Link zur Studie der Royal Society for Public Health
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